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Reiseberichte:


Reisebericht Brest / Dournenez 2008

Teil I: Hamburg, Holland, England, Brest, Dournenez; Ole

Teil II: Dournenez, Guernsey, Amsterdam , Helgoland Rostock; Steffen

Die 1. Etappe Hamburg-Norddeich

Auf nach Brest!

Diese Losung habe ich seit meinem ersten Besuch des Brest-Festivals 2004 immer wieder ausgegeben.

3 Jahre Vorbereitung, Sponsorensuche, Werftaufenthalte, Crewplanung, Routenplanung, Kooperation mit einer Hamburger Schule, all der Stress und die Anspannung löst sich von mir, als wir am 13.5.2008 in Hamburg-Finkenwerder die Leinen lösen für unseren Törn Richtung Brest.

Wir haben für die Anreise fast zwei Monate eingeplant und die Reise in 1-2 Wochen-Reise unterteilt.

Die erste Reise führt uns mit Schülern der Gesamtschule Bergedorf die Elbe runter über Brunsbüttel nach Helgoland. Auf Helgoland machen wir einen Bunkertag. Wir besichtigen die Bunkeranlagen und Bunkern Diesel und Wasser. Von Helgoland bei nördlichen Winden um 5 geht es nach Norddeich.

Die 2. Etappe Norddeich-Den Helder

In Norddeich findet der Crewwechsel statt, die Schüler müssen wieder in die Schule.

Es kommt der Gourmet-Törn!

Die Crew überschlägt sich bei der Zubereitung von 3-Gänge-Menüs in der karg eingerichteten Bordküche.

Mein Favorit: Dosenananas in karamellisiertem Zucker gebräunt mit Sahne-Karamellsoße (hmmmm...)

Der Ostwind treibt uns unter Breitfock an der holländischen Küste entlang, wir können es uns erlauben einen Tag Pause auf Vlieland ein zu legen.

Wir erkennen, dass Wind-gegen-Strom-Situationen im Watt zu turbulenten und steilen Wellen führen und

wir erkennen, dass Holländer Schleusenmanöver deutlich routinierter durchführen als wir.

Die 3. Etappe Den Helder-Amsterdam

Der Kindertörn!

Zwei Familien mit drei Kindern an Bord – ob das gut geht?

Ja, das geht gut! Wenn man ganz entspannt übers Ijsselmeer und Markermeer fährt, sich Zeit nimmt für ausgedehnte Spaziergänge am Strand und Spielplatzbesuche.

Auf dem Ijsselmeer gibt es eine riesige Flotte von Plattbodenschiffen, die Gruppenreisen (vor allem mit deutschen Schulklassen) fahren. Die Victor ist da eher klein. Trotzdem wurden wir von den holländischen Skippern gegrüßt und eingeladen – bis mir auffiel warum: die müssen sich fühlen wie die Vögel im Käfig. Das ganze Jahr über nur auf dem Ijsselmeer – und dann kommt da so ein kleiner Kutter an und ist auf der Durchreise nach Brest, da kann einen schon das Fernweh packen.

Wie cool, dass wir diese Reise einfach machen!

Die 4. Etappe Amsterdam-Scheveningen

Durch die Kanäle von Amsterdam mit dem eigenen Dinghy –das wollte ich immer schon mal machen!

Nun ist es soweit. Mit meiner Schwester als Fremdenführerin geht es mit dem Schlauchboot und der Straßenkarte durch die Stadt. Mitten hinein ins Rotlichtviertel, die Wohnbootsiedlungen, Anlegen an der Frittenbuden und dann gestärkt durch Frites-Spezial und Frikandel weiter durch endlose Kanäle und Kanälchen – bis man doch wieder auf die Ij hinausfindet.

Der Törn führt uns durch den Nordseekanal von Amsterdam nach Ijmuiden.

Wir haben auf dem Ijsselmeer eine westwind-Wetterlage durchgemacht, nun hat er wieder auf Ost gedreht und weht uns wunderbar von Ijmuiden nach – nein in dicken Nebel!

Bei dickstem Nebel (Sichtweite unter 15m!) schleichen wir uns unter Radar nach Scheveningen.

Die 5. Etappe Scheveningen-Boulogne

Die 4-Länder-Tour!

In Holland noch mal fix die Gouda-Vorräte und Pindasauce gebunkert, dann schon in Belgien! Hier muss man Frituur haben (frittiertes – alles was nicht grüßt oder sich bewegt wird frittiert!), Fisch, Meeresfrüchte, Kartoffeln, Gemüse – und zum Nachtisch eine belgische dicke Waffel mit Zucker!

Direkt hinter Belgien liegt Frankreich Das merkt man vor allem daran, dass hier keiner (auch die im Hafen-Funkverkehr von Calais nicht!) englisch spricht. Dafür gibt es Baguette, den Unterschied zwischen Brie und Camembert zu schmecken und jede Menge Rotwein.

Von Frankreich nahtlos nach England – Dover. Hier gibt es Linksverkehr, das britische Pfund (allerdings nicht für mich, meine EC-Karte wird hier nicht akzeptiert...), und Fish-and-chips.

Außerdem Cheddar-Käse und Minzsauce.

Von Dover stechen wir gleich noch mal nach Frankreich – Boulogne sur mer. Hier nutzen wir die Möglichkeit einer Trockenfallanlage um eine Leckstelle am Rumpf zu kalfaten.

Die 6. Etappe Boulogne – Portsmouth

Käpten Zickzack und seine Crew begrüßen sie an Bord!

Von Boulogne nach Dover (ja, ich weiß, das liegt in der falschen Richtung...), nach Boulogne, dann immer im Zickzack übern Kanal. So lange bis uns schließlich erst die englische, 6 Stunden später die französische Küstenwache aufbringt und fragt, was wir da eigentlich machen...

Nun denn, wir entkommen den tückischen Strömungen der Dover Strait und zickzacken uns zur Isle-of-Wight.

 

 

 

Nachts bemerkt Anne plötzlich ein Rauschen hinter dem Schiff: Wir werden verfolgt! Von einer Fischerboje! Im Scheinwerferlicht erkennen wir, dass ca. 20 m Netzleine unterm Schiff verhakt sind. Gott sein Dank sind Ruder und Schraube frei. Also klettert einer mit dem Fuchsschwanz bewaffnet von Bord und sägt die Leine durch. Es klappt! Wir haben einen neuen Fender (die Boje) und der Rest von Leine und Netz machen sich auf und davon in die Dunkelheit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach 4 Tagen Wache fahren ist es fast ein bisschen unheimlich, als das Schiff plötzlich still im Hafen von Portsmouth liegt – keine Bewegung mehr, kein Rauschen, kein Knarren – merkwürdig.

Nico bringt es auf den Punkt – er guckt sich nach dem Anlegen im Hafen um und sagt: „Schön hier, aber jetzt können wir weiter!“

Wir bleiben aber einen Tag und besuchen die HMS Victory und bunkern nach.

Die 7. Etappe Portsmouth – Plymouth

Im Eilschritt weiterhin Zickzack über den Kanal.

Von Cowes (hier lohnt ein Besuch bei Beeken of Cowes!) durch den Needles-Chanel nach Süden. Cherbourgh, dann die Wiederaufbereitungsanlage in Jobourg (man was strahlen wir heute alle so...),

Und von dort aus die Kanalinseln – Alderney, Guernesey und Sark. Hier könnte ich wochenlang bleiben!

Dann weiter an der französischen Küste zur Ile de Brehat (sehr malerisch!) und dann noch mal ein echter Seeschlag wieder über den Kanal nach Plymouth.

Besondere Vorkommnisse: viele viele Makrelen: Als Sushi, frisch an Deck gegrillt, gedünstet, gekocht, gebraten... Nur unser Vegetarier hatte irgendwann keine Lust mehr auf die nächtlichen Fangorgien, bzw. die Beseitigung der Reste am nächsten Morgen...

Außer den Makrelen sehen wir einen Walhai, einige Schildkröten und ein paar Tiere, von denen wir nicht wissen was es war (Hai?, Wal?, Robbe?,...)

Die 8. Etappe Plymouth – Brest

Die Schweizer kommen!

Mit einer schweizer Jugendgruppe wettern wir zunächst im Hafen von Plymouth ein Sturmtief (SW 8) ab, wobei einigen bereits im (ungeschützten) Hafen schlecht wird und wir deswegen in einen gesperrten Hafen innerhalb eines Neubaukomplexes umziehen. Der Hausmeister ist aber sehr nett und wir bekommen sogar Strom und Wasser.

Die Zeit wird knapp und nach zwei Hafentagen wagen wir uns aus dem Hafen. Es geht. Aber es kommt auch wieder dickes Wetter. Wir können Brest nicht direkt anliegen, daher halten wir bei WNW 5-6 auf die französische Küste zu. Nachts dann die Wetterwarnung von BBC 4 „ Galeforce 9 expected soon“ Und das kam dann auch.

Unter gerefftem Schoner und Fock laufen wir zunächst weiter Richtung Frankreich, da der Wind aber von WNW auf SW dreht, wenden wir und gehen zurück nach England. Mit Motorunterstützung können wir Falmouth anliegen und erreichen den Hafen im Morgengrauen bei weiterhin stürmischen Winden.

Wir legen uns neben eine 30m-Segeljacht und werden mit einem „remove Shoes before walking on deck!“ empfangen. Das währe nach so einer Sturmnacht allerdings tatsächlich das letzte gewesen, worauf wir geachtet hätten. Duschen – trockenen – was warmes essen und ab in die Koje – das sind die Dinge die uns bewegen.

Nach einem Tag Pause legen wir dann aber doch wieder ab, es hat abgeflaut und ist rechtgedreht auf NW 5.

Wir beenden die Reise nach Brest mit zwei wunderschönen Segeltagen bei herrlichem Wetter. Nachts begeleitet uns eine Familie von Delfinen, die wir nur durch die grünen Schimmer des Meeresleuchtens entdecken, die sie im Wasser hinter sich herziehen.

Wir laufen schließlich unter Segeln nach Brest ein.

1800 sm liegen hinter uns. Vor uns liegt das größte und bunteste Segelfestival Europas. Hinein ins Vergnügen!

 

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