Reiseberichte

Die Reisen der Victor Jara:

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Reiseberichte:


Gotland
2003

Törnbericht: Daniel Herrmann

Gemeinschaftsprojekt "Schule auf See"

Vom 12. Mai bis zum 18. Juni werden die Nobile und das Segelschiff "Victor Jara" in Klassenzimmer umgewandelt. Anlass dafür ist das Projekt "Schule auf See", welches von 26 SchülerInnen sowie 2 LehrerInnen der achten Jahrgangsklasse der Hamburger "Max Brauer"-Schule und den Crewmitgliedern beider Schiffe durchgeführt wird.
Auf der knapp sechswöchigen Reise wollen die SchülerInnen den Ostseeraum als gewachsenen Kulturraum entdecken.
So ist eine Route geplant, die sie unter anderem durch kulturhistorische Orte wie Lübeck, Wismar, Stralsund, Vitte (Kap Arkona), Rönne (Bornholm), Visby (Gotland), Ventspills (Lettland), Klaipeda (Litauen) und Danzig (Polen) führen soll. Hierbei sind ausführliche Landexkursionen vorgesehen und Schülerbegegnungen bspw. in Klaipeda geplant.
Die aus acht verschiedenen Nationen stammenden SchülerInnen sind sich einig - Auch Verschiedenheit kann verbinden, und das Segeln kann ihnen dabei helfen, indem es eine neue Erlebniswelt schafft.
Kursplot der Reise

Berichte von BordLübeck - Lübecker Bucht - Wismar
Positionen:
12.05.03 morgens: Törnbeginn, ablegen Lübeck
mittags: an Travemünde vorbei
abends: Anker Lübecker Bucht (Niendorf)
13.05.03 mittags: Wismar alter Hafen

Was passiert ist:

Am Sonntag, dem 11.05. war es soweit: Die Schülerinnen und Schüler der Max-Brauer-Gesamtschule aus Hamburg-Altona haben nach langer Vorbereitungszeit im Museumshafen von Lübeck die Victor Jara und die Nobile übernommen! Nach tränenreichen Abschiedsszenen fuhren die mitgebrachten Eltern wieder nach Hause und alle hatten Zeit, sich an Bord einzurichten und sich schon mal ein wenig an die Enge der Schiffe zu gewöhnen...

Nach einigen Presseterminen konnten wir am Montag, dem 12.05.03 Lübeck verlassen, sind die Trave entlang und in die Lübecker Bucht hineingefahren. Die Schüler haben tapfer alle Sicherheitseinweisungen und guten Ratschläge der Crews (an Deck schleichen wie eine Katze...) überstanden und schon eine Menge abgefaßt und ausprobiert. Die Victor Jara ist sogar schon "richtig" gesegelt, während sich die Nobilebesatzung erstmal mit Trockenübungen während der Maschinenfahrt fitgemacht hat! Beide Schiffe haben schließlich im Päckchen (aneinandergebunden) vor Neustadt geankert.

Früh am nächsten Morgen sind dann die Schiffe Richtung Wismar aufgebrochen und haben sich ein erstes Race geliefert, sodass wir schon Mittags in Wismar im alten Hafen ankamen. Ein spektakuläres Wendemanöver der Nobile im engen Hafenbecken rundete das ganze ab. Leider konnten die Schiffe nicht direkt nebeneinander liegen, sodass an diesem Tag eine wahre Volkswanderung um das Hafenbecken das historische Stadtbild bereicherte... Die Schüler haben sich das schöne Wismar angesehen und sind essen gegangen.

Das Wetter: Sonne, nur vereinzelte Schauer, wenig Wind, ideal zum Üben!
Stimmung der ersten Tage: Hochs und Tiefs wechselten sich ab, alles ist neu, alles wackelt, alle müssen sich erst aneinander und das Schiff gewöhnen, aber wir hatten auch schon sehr viel Spaß! Die Meinungen über die Kojen auf den Schiffen gehen weit auseinander von "so bequem wie nie" bis "furchtbar". Platzprobleme konnten dann aber relativ schnell gelöst werden...
Empfindungen von Lea nach einer Nacht an Bord:

Ich merkte wie das Gefühl von Aufregung langsam in mir aufstieg. Noch am Frühstückstisch, war es nur eine leichte Spannung, die mein Körper zum zippeln und zappeln gebracht hatte. Doch im Auto kam dieses Gefühl, dieses eine, dass schwer zu erklären ist, ich werde nervös, gespannt und dieses hippilige und zippilige im Körper, hört auf zu zappeln und ein leichtes Drücken im gesamten Körper breitet sich aus. Ich merkte, dass es wahrscheinlich doch schwer werden würde von Eltern und Freunden Abschied zu nehmen.

Na ja und so war es dann auch. Als meine Eltern mich noch mal in den Arm nahmen, kamen mir, obwohl ich damit echt nicht gerechnet hatte, die Tränen. Nicht so, dass eine nach der anderen über die Wange kullerte, eher innerlich, mit Klos im Hals und hängendem Kopf. Doch auch so etwas geht vorbei.

Und nachdem der Anfang- also der Abschied schwer war, ist jetzt alles wieder glücklich. Ich sitze hier am Bug und lasse den Wind in mein Gesicht wehen, weit weg von Heimweh und Traurigkeit.Wismar - Rostock - Warnemünde
Positionen:
14.05.03 morgens: ablegen Wismar
abends: fest Außenmole Warnemünde
15.05.03 Hafentag in Warnemünde

Was passiert ist:

Morgens in aller Frühe, gestärkt durch 50 geschenkte (!) Brötchen (danke Manfred aus Wismar), sind die Schiffe ausgelaufen und haben mit halben bis achterlichen Winden einen tollen Schlag nach Warnemünde gesegelt. Die Victor Jara hat ihren geringen Tiefgang genutzt, um alle Abkürzungen mitzunehmen, die Nobile ihr Topsegel, um auf 10 Knoten zu beschleunigen! Es ist immer aufregend und sehr beeindruckend, wenn die Schiffe aneinander vorbeifahren...

Am nächsten Tag hatten die Schüler Landgang und haben an ihren Projekten gearbeitet. Tatsächlich haben sich einige Wenige am schönen Warnemünder Strand (kurz) in die Ostsee gewagt (Luft: 12°C, Wasser 12°C)!

Wetter: Sonne und Schauerböen abwechselnd
Stimmung: Das Segeln war sehr aufregend und anstrengend, an Bord der Nobile waren einige SchülerInnen etwas seekrank. Alle haben die Feuertaufe aber gut überstanden und fröhlich einen Tag lang Warnemünde erobert!Warnemünde - Hiddensee
Positionen:
16.05.03 morgens: ablegen Warnemünde
mittags: 54°38,3'N, 012°47,9'E, Wende
abends: ankern zwischen Hiddensee und Rügen
17.05.03 Nobile: ankern zwischen Hiddensee und Rügen - Victor Jara: Vitte (Hiddensee)

Was passiert ist:

Um den langen Schlag nach Hiddensee zu schaffen, wollten wir früh lossegeln, es wurde dann doch 9.00h... Merke: in der Seefahrt dauert alles etwas länger. So waren wir auch bis abends unterwegs, hatten aber einen wunderschönen sonnigen Segeltag mit abnehmendem Wind, sodass ein wenig Ruhe an Bord einkehrte und wir uns auch mal aufs "Sonnendeck" begeben konnten!

Zwischen Hiddensee und Rügen haben wir schließlich den Anker fallen gelassen. Leider konnten die Schiffe nicht im Päckchen liegen, was aber eigentlich nicht so schlimm war, da sowieso alle müde in die Kojen gefallen sind.

Wetter: Sonne, 3bft von achtern
Stimmung: Man merkt deutlich, dass sich alle schon besser auf den Schiffen auskennen und sich an den Schiffsalltag gewöhnen (Segeln, Backschaft, Reinschiff, Tagebuch, Projekte und vieles mehr). Alle sind wohlauf und beginnen gute Seemänner und -frauen zu werden!

Am nächsten Morgen hat die Victor Jara alle SchülerInnen in den Hafen nach Vitte (Hiddensee) gebracht, wo sie den ganzen Tag Zeit hatten, die Insel zu erkunden (Projekte, Fahrradtour und Wandern um die Nordspitze).
Bericht von Max Bürkel (14 Jahre), auf der Victor Jara:

Oh du schönes Hiddensee.
Wie lange hatte ich darauf gewartet dieses Fleckchen Erde zu sehen. Keine Autos, kein Lärm, keine Hektik. Am Freitag den 16. 05.2003 warfen wir ca. um 18.00 Uhr, vor der Küste Hiddensee's den Anker aus. Am nächsten Tag fuhren wir dann, mit der Victor Jara und dem Schlauchboot der Nobile in den Hafen von Hiddensee ein. Die Nobile hatte leider zu viel Tiefgang für den kleinen Hafen von Hiddensee.

Wir wanderten mit der ganzen Klasse ein wenig in Richtung Strand und als wir auf dem Weg ein paar Bänke und ein Klohäuschen entdeckten, vereinbarten wir diesen wunderbaren Ort der Erleichterung, als unseren späteren Treffpunkt und ein paar von unserer Truppe schickten sich an, ein wenig von dem Klo Gebrauch zu machen. Aber die ersten Reißverschlüsse waren noch nicht geöffnet, als ein unfreundlich dreinblickender Mann seinem Fahrrad die Sporen gab und noch im absteigen rief: "Also Leute, ich sag's euch gleich, von jedem der hier reingeht krieg' ich erst mal 50 Cent." Für etwas, das man auch im nächsten Busch erledigen konnte, war das ein ziemlich unverschämter Preis, aber zugunsten unserer Blase und unserer Pietät, zahlten wie aus unserer Bordkasse den Pinkelpreis.

Nach diesem etwas merkwürdigen Eindruck von Hiddensee, gingen wir gemeinsam zum Strand. Ein paar Wahnsinnige von uns badeten in der, noch etwas frischen Ostsee, andere legten sich in die Sonne. Später erkundeten wir auf eigene Faust Hiddensee und kehrten am Abend wieder mit der Victor Jara und dem Schlauchboot zur Nobile zurück. Vielleicht sollte man noch anmerken, dass wir als Hafengebühr noch mal satte 40 Euro hinblättern mussten, aber davon mal ganz abgesehen, kann man Hiddensee wirklich nur weiter empfehlen.

Nach einer Woche auf so engem Raum mit all den Verrückten, tat die Ruhe Hiddensee's wirklich gut Jetzt befinden wir uns auf dem Weg von Stralsund nach Lauterbach. Die Stimmung bei uns an Bord ist sehr gut. Es trat zwar schon der eine oder andere Konflikt auf, die konnten wir bis jetzt aber sehr gut alleine lösen. Nennenswerte Probleme mit Seekrankheit hatten wir noch nicht zu beklagen, dafür aber die Nobile um so mehr. Auf dem Trip von Niendorf nach Wismar lagen dort gleich 7 Leute flach. Das große Reihern blieb uns bis jetzt aber, Gott sei dank, auf beiden Schiffen erspart. Neptun sei's gedankt!
Bericht von Didem Cesur (14 Jahre), auf der Nobile:

Wieder ein Tag vorbei.
Nachtwache

Wir haben auf der See vor der Küste geankert. Jetzt heißt es für einige von uns, Nachtwache zu schieben. Die Nachtwache besteht aus zwei Schülern. Sie kann auf Deck oder unter Deck sein und muss jede halbe Stunde die Position des Schiffes überprüfen. Alle sind müde, aber keiner darf schlafen. Es ist kalt, dunkel und toten still. Eigenartig still, man hört nur manchmal ein Rauschen. Am nächsten Morgen werden alle geweckt und sitzen im Schlafanzug und Halbschlaf am Frühstückstisch. Wir sind hungrig und haben viel von der Nachtwache zu erzählen.

Wem und Wo ist was passiert? Wer ist wann eingeschlafen? Wer war so laut, dass die anderen wach wurden? Doch zum Schluss lachen sich alle über eine Nachtwache, auf die am Anfang keiner Lust hatte, tot.Hiddensee - Stralsund - Lauterbach
Positionen:
18.05.03 morgens: Anker auf vor Hiddensee
mittags: 54°35'N, 013°00'E Maschinenfahrt nach Stralsund
abends: Hafen Stralsund
19.05.03 morgens: Ablegen in Stralsund
abends: Hafen Lauterbach auf Rügen

Was passiert ist:

Der Sonnenschein auf der Ostsee nützte heute nichts, die Schiffscrews sind müde und die Arbeiten auf den Schiffen fallen schwer... nachdem wir um die Nordspitze Hiddensees herumgesegelt waren, half nur noch ein Bad in der verdammt kalten Ostsee, um die Schüler wieder auf Trab zu bringen! Das funktionierte zwar hervorragend, der Wind hingegen schlief immer mehr ein und verlies uns schließlich völlig. Gerade als auf der Nobile die Segel geborgen wurden, setzte plötzlich sintflutartiger Regen ein, der alle überraschte und bis auf die Haut durchnässte! Während der anschließenden Maschinenfahrt nach Stralsund gab es zum Glück genug Arbeit und Segeltheorie unter Deck...

Abends wurde unter dramatischen Umständen der Kapitän der der Nobile (Lars -we'll miss you!) verabschiedet und der neue Kapitän Hilmar kam an Bord.

Wetter: Erst Sonne, wenig Wind aus der falschen Richtung (Süd), schließlich Regen, Regen, Regen
Stimmung: Nobile: Alle sind etwas übermüdet und einige genervt. Victor Jara strahlt die schon gewohnte Ruhe und Gelassenheit aus...

Am nächsten Morgen kam das Filmteam vom NDR an Bord der Nobile und die Mannschaft hat ihnen mal so richtig gezeigt, wie man professionell Segel setzt! Bestimmt sind ein paar gute Aufnahmen entstanden, die am Mittwoch, den 21.05. um 1930 auf N3 zu bewundern sind... Die Victor Jara ist derweil ein wenig ohne Wind dahingetrieben und alle haben sich abends im Hafen in Lauterbach wiedergetroffen.

Wetter: Der Regen hatte zum Glück wieder aufgehört, der Wind ließ aber auf sich warten...
Stimmung: Auf der Nobile wieder deutlich besser, alle freuen sich auf Bornholm und das Inselprogramm. Ab nach Dänemark!
Bericht von Elsa - Eine Woche unter Segeln:

"All hands an Deck!"
Die rauhe Stimme des Kapitäns durchdringt die Stille. "All hands an Deck" ertönt es wieder, doch diesmal ist es ein kleiner schmächtiger Junge der den Befehl weiter gibt...

24 dick in Pullover eingepackte Schüler und Lehrer strömen an Deck... Ihre Gesichter sind von der salzigen Seeluft gegerbt und ihre Hände brauchen keine Arbeitshandschuhe mehr, denn sie sind von einer dicken Hornhaut überzogen... Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren lässt ihren Blick gedankenverloren über das endlose Wasser gleiten...

"Elsa. Elsa!"

... Das Mädchen schaut zu, wie sich die Morgensonne im tiefblauen Meer spiegelt.
"Elsa, aufstehen, Backschaftsdienst!" Irgend etwas oder irgendwer rüttelt mich. "Hä? Was willst du?" "Was ich will? Ich will dass du endlich aufstehst du Vogel! Es ist schon halb sieben und in einer Stunde muß das Frühstück fertig sein. Hast du schon vergessen, du hast heute Backschaftsdienst!" Backkschaftsdienst - Das bedeutet, sich spätestens um halb sieben aus den Schlafsäcken zu schälen, in die Kombüse zu schleichen, und dann geht es los: Tische decken, Tee kochen, Brot schneiden, Käseplatten herrichten und nach dem Essen natürlich auch wieder abwaschen. Das ganze ist zwar ein bischen anstrengend, aber wenn dann eine Stunde später die anderen SchülerInnen aus ihren schmalen Kojen gekrochen kommen und sich müde aber zufrieden an den Tisch setzen und an ihrem Kakao schlürfen, dann ist es doch irgendwie schön zu sehen wie sich die anderen über das Frühstück freuen.

Aber richtig in Bewegung kommt das Ganze erst, wenn die ganze Klasse an Deck steigt um die Segel zu setzen. Übers Deck werden lauthals alle möglichen Befehle gebrüllt: "Alles an die Piekfall, belegt die Klaufall, setzt die Stopper..."

Alle ziehen gemeinsam an allen möglichen Tauen und werkeln an Deck herum. "Hol-weg, hol-weg, fest und belegen, aufschießen" Die Segel zu setzen strengt einen ganz schön an, und man merkt wie sich langsam Schwielen und Hornhaut an den Händen bilden. Wenn man dann aber sieht was man gemeinsam geschafft hat, wenn man sich die vier weißen Segel anschaut und sieht wie sie vom Wind aufgeplustert werden, dann vergisst man die Schwielen und die Hornhaut. Wenn alle Segel fertig gesetzt sind können diejenigen, die gerade nicht Wache haben, sich gemütlich mit ihren Schlafsäcken aufs Deck legen, Musik hören und vor sich hin träumen bis es dann wieder heißt: "All hands an Deck"Lauterbach - Rönne (Bornholm)
Positionen:
20.05.03 morgens: Ablegen in Lauterbach
mittags: 54°24'N, 013°51,5'E
24:00 Uhr: 54°41,6'N, 014°09,3'E
21.05.03 vormittags: Anlegen in Rönne auf Bornholm

Was passiert ist:

Seefahrt ist doch kein Zuckerschlecken! Das haben wir am Dienstag deutlich zu spüren bekommen. Kurz nachdem die Schiffe den Hafen von Lauterbach verlassen hatten, frischte der Wind auf, kalt war es und geschaukelt hat es. Die Victor Jara konnte mit wenig Segeln sofort weiter, während die tapfere Besatzung der Nobile mit ihrem Großsegel kämpfte und schließlich unter Fock und Maschine aus dem Bodden heraussegelte. Die Mannschaft war ganz schön alle und wir wollten doch den weiten Weg bis Bornholm schaffen...

Doch wie durch ein Wunder ließ der Wind nach und die Sonne kam heraus, gerade in dem Moment, als ein erneuter Großsegelversuch gestartet werden sollte. Als an Bord der Nobile alles lief, war die Victor Jara dann schon weit voraus.

Der Wind schlief immer weiter ein und - wie die Schiffe per Funk voneinander erfuhren - stecken wir alle schießlich in der selben Flaute. Das hieß, wir würden erst am nächsten Tag auf Bornholm ankommen: Segeln über Nacht! Die Wachen bereiteten sich gründlich auf ihre erste Nachtfahrt vor und haben sich in der Tat tapfer gehalten.

Wetter: Erst zuviel Wind, dann zuwenig...
Stimmung: Nachdem der Schock der ersten Minuten und einige Fälle von leichter Seekrankheit überwunden waren, zunehmend besser, die Nachtfahrt fanden eigentlich alle spannend aber auch sehr anstrengend.

Mitten in der Nacht fing Iris an, Geburtstag zu haben. Ulli hat mit einigen Schülern Kuchen gebacken (24 Eier), eine selbstgebastelte Geburtstagskarte gabs von den Schülern und eine Einladung zum Essen auf Bornholm. Als wir schließlich am Mittwochmorgen in Rönne einliefen, wurde nach der anstrengenden Nacht erstmal festgestellt, welche Mannschft die dickeren Augen hat, anschließend sind alle nochmal in ihre Kojen gestiegen.

Am Donnerstag hatten die Schüler einen Tag Zeit, Rönne zu entdecken, an ihren Projekten zu arbeiten, zur Steilküste und Strand zu wandern. Nebenbei wollten natürlich die alltäglichen und fast schon selbstverständlich gewordenen Dinge erledigt werden wie Backschaft, Reinschiff und Tagebuch schreiben. Die Schiffe verwandelten sich heute außerdem in kürzester Zeit in schwimmende Wäscheleinen...(?!)

Abends wurde die Entscheidung getroffem, dass wir uns mehr Zeit nehmen wollen und dafür voraussichtlich nicht in die Baltischen Staaten fahren werden...

Wetter: Sonnenschein aber deutliche 15°C zu kalt!Rönne - Alinge (Bornholm)
Positionen:
23.05.03 morgens: Ablegen in Rönne
mittags: Halsen nördlich von Bornholm
nachmittags: Anlegen in Alinge
24.05.03 Hafentag in Alinge

Was passiert ist:

Am Freitagmorgen ging's wieder weiter! Schon im Außenbecken des Hafens von Rönne wurden die Segel gesetzt und die Molenköpfe von der Victor Jara und der Nobile unter Segeln passiert! So viel Wind und so hohe Wellen wie heute hatten wir bisher noch nicht. Wir sind ganz schön durchgeschaukelt worden und waren froh, dass wir uns in den letzten zwei Wochen so gut vorbereitet hatten... nach einem schnellen Schlag mit achterlichem Wind sind die Schiffe nördlich von Bornholm gehalst und bis vor die Hafeneinfahrt vor Allinge gesegelt -da war es auch schon wieder später Nachmittag. Den Rest des Tages haben wir mal wieder genutzt, das Chaos unter Deck zu beseitigen, das während des Segelns entstanden war und unsere Klamotten trockenzulegen...

Wetter: Viel Wind und dazugehörige Wellen, bedeckt aber nur noch wenig Regen
Stimmung: Alle fühlen sich, trotz des zugenommenen Windes, an Bord der Schiffe jetzt sehr sicher.

Am nächsten Morgen war alles anders: Die Sonne schien wieder und es war das erste mal seit wir unterwegs sind wärmer (bis 22°C)! Ein toller Tag für das Programm der Expertengruppe Bornholm: Wir sind zur Nordspitze der Insel gewandert und haben uns die Festungsruine Hammershus angesehen, wo anschließend alle in der schönen Umgebung Zeit hatten, Tagebuch zu schreiben.

Abends konnte die Stammcrew der Nobile von Iris Geburtstagsgeschenk Fisch essen gehen!

Wetter: Sommer
Stimmung: Wir haben es genossen auch mal einen Tag von den Schiffen weg zu sein und ein wenig Abstand zu gewinnen! Morgen geht's wieder los zur Insel Christiansö, von der die Stammcrew der Nobile schon so viel geschwärmt hat...Alinge - Christiansö
Positionen:
25.05.03 morgens: Ablegen in Alinge
mittags: 55°20,3'N, 014°55,4'E
nachmittagss: Anlegen auf Christiansö

Was passiert ist:

Der Sommer hat zugeschlagen! Schon früh am morgen konnten wir im T-Shirt an Deck stehen (zumindest im Hafen...) Heute hatte Isabell Geburtstag und wurde mit einem gemütlichen Frühstück und vielen Glückswünschen geweckt! Am späten Vormittag sind die Schiffe dann unter erheblicher Anteilnahme der einheimischen Bevölkerung aus dem kleinen Hafen ausgelaufen. Leider kam der Wind nicht so ganz aus der richtigen Richtung, so dass wir nördlich an Christianö vorbeizufahren drohten... also entschloss sich erst die Nobile und schließlich auch die Victor Jara, die Maschine anzuwerfen und zwei Stunden ohne Segel nach Christiansö zu fahren.

Es hat sich gelohnt! Die Insel ist wirklich sehr schön und so ruhig, dass man es sich kaum vorstellen kann. Wir haben die schönsten Abendstunden in einer anderen Welt mitbekommen und sind schließlich erschöpft in die Kojen gesunken...

Wetter: Sonne bis zum abwinken, leider ist der Wind im Laufe des Tages eingeschlafen...
Stimmung: Tagsüber schlapp, alle hingen in den Seilen, es hat zunehmend geschaukelt als der Wind wegblieb. Abends (rechtzeitig zum Essen) wieder ausgelassen und fröhlich!

Übrigens: auf Christiansö muss man leise sein und darf die Tierwelt und Einheimischen nicht stören! Ganz schön schwierig für eine Klasse 8 der Max-Brauer-Schule...Christiansö - Kalmar
Positionen:
26.05.03 morgens: Ablegen auf Christiansö
abends: 56°12,6'N, 015°59,1'E
27.05.03 04.20h: Ankern auf Position 56°23,0'N, 016°08,7'E
11.20h: Anker auf
nachmittags: Anlegen in Kalmar Tullhamn
28.-29.05.03 Hafentage in Kalmar

Was passiert ist:

Nach dem Frühstück auf Christiansö hatten die Schüler noch einmal die Gelegenheit, sich die tolle Insel anzusehen, bevor wir mittags wieder losfuhren.

Wir wollten den nächsten langen Schlag an die schwedische Küste wagen, obwohl nur wenig Wind vorhergesagt war! Als wir alle Segel gesetzt hatten, zeigte sich jedoch, dass die Naturgewalten heute mal mit uns waren: 4-5 bft Wind und das - entgegen allen Vorhersagen - aus einer für uns günstigen Richtung! Wir haben die Chance genutzt und waren schon am frühen Abend in Schweden. Im Kalmarsund haben wir einen wahnsinnig kitschig-schönen Sonnenuntergang erlebt und sind die Nacht über weitergefahren. Inzwischen wussten ja auch alle Wachen, was das bedeutet...

Morgens um 4:20 Uhr war der Wind endgültig weg und wir haben vor Bergkara während des mindestens genauso schönen Sonnenaufgangs geankert, um alle noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Am späten Vormittag sind wir gleichzeitig mit dem Wind wieder aufgewacht und konnten bei strahlendem Sonnenschein bis vor den Hafen von Kalmar segeln! Dabei sind Fotos von der Nobile und der Victor Jara entstanden (beide mit ALLEN Segeln, die vorhanden waren), auf die wir uns schon freuen können! In Kalmar haben die Schüler abends selbstgeschriebene Texte vorgelesen.

Wetter: Sonne und hervorragender Wind für unsere Zwecke!
Stimmung: Hervorragend, alle sind froh, dass wir plötzlich so ein Glück mit dem Wetter haben. Am 27.5. etwas gereizt durch den wenigen Schlaf, aber alle wissen, dass niemand uns das in diesen zwei Tagen Erlebte wieder wegnehmen kann...

Mittwoch, der 28.05 war ein toller Tag. Wir wurden schon morgens mit Sonnenschein geweckt. Nach dem Frühstück und dem allgemeinen Aufklaren der Schiffe hatten die Lehrer Frau Klingeberg und Herr Kossik frei und haben die Abteilungsleiterin der Max-Brauer-Schule besucht. Die Schüler hatten Zeit, die Luxusduschen im Yachthafen ausführlich zu benutzen, ihre Tagebücher zu aktualisieren und Berichte zu schreiben. Nachmittags hat die Stammcrew auf einer großen Wiese eine Segelolympiade organisiert. Die Schüler mussten in drei Mannschaften ihre bisher erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich Knoten, Wurfleine werfen, Festmacherleinezielwerfen und Tauziehen unter Beweis stellen. Es zeigte sich, dass einige sich schon zu richtigen Profis entwickeln, andere in den nächsten Tagen noch etwas nacharbeiten müssen...

Am Donnerstag hatten die Schüler einen Tag Zeit für ihre Projekte an Land. Unter anderem wurde das Schloss von Kalmar besucht, es gab viel Zeit für Gruppengespräche, Tagebuch und Berichte.

Wetter: Sommer!
Stimmung: Sehr gut, besonders die Segelolympiade hat allen viel Spaß gemacht!Kalmar-Visby (Gotland)
Positionen:
30.05.03 morgens: ablegen in Kalmar
abends: anlegen in Nabbelund (Öland)
31.05.03 morgens: ablegen in Nabbelund
01.06.03 morgens früh: anlegen in Visby

Was passiert ist:

Ein langer Schlag stand vor uns, um unser derzeitiges Ziel Visby zu erreichen. Deshalb sind wir an diesem Tag (30.05.) besonders früh aufgestanden, haben noch schnell Trinkwasser gebunkert und Hafengeld bezahlt, dann gings auch schon los. 1. Hürde: die Ölandbrücke bei Kalmar (Durchfahrtshöhe 36m), Masthöhe Nobile: ca. 36m... man kann sich die Spannung an Bord vorstellen! Ulli hat vom Masttop aus mit Kreide einen Strich an die Brücke gemalt und wir sind durchgekommen. Nach einem tollen langen Segeltag hat uns an der Nordspitze Ölands abends der Wind verlassen, sodass die Schiffe entschieden, sich in einem wunderschönen Naturhafen (Nabbelund) an eine verfallene Pier zu legen und dort zu übernachten.

Wir hatten nicht mit harten Realität des schwedischen Sommers gerechnet und wurden nachts von ca. 1.000.000 Mücken heimgesucht. Zu unserem Glück hat nachweislich aber nur eine einzige von ihnen gestochen, die anderen hat am nächsten Morgen der Wind aufs Meer geweht...

So ging es am Samstag weiter:
Beim Segelsetzen kam es zu einer folgenschweren Begegnung zwischen der Nobile und der Victor Jara, die in die Geschichte der Schiffe als "die vorerst letzte Seeschlacht vor Öland" eingehen wird. Die Nobile hatte sich heimlich angeschlichen und eine "Feuerlöschübung" bis auf das Deck der Victor Jara ausgeweitet, was sich die Besatzung auf der Jara nicht gefallen ließ und begann, sich mit Mehltüten zur Wehr zu setzen. Schließlich waren beide Schiffe nass und weiß gepudert; es dauerte noch Stunden bis die Decks und Besatzungen wieder gesäubert waren... Als Folge wurde eine Abmachung zwischen den Schiffen ausgehandelt, nach der in Zukunft keine Lebensmittel mehr zu Angriffszwecken missbraucht werden dürfen...

Der Wind drehte bald auf Nordost: genau die Richtung, in der Visby lag. Also mussten die Schiffe versuchen, gegen den Wind zu kreuzen. Nachdem wir den ganzen Tag über hart gekämpft hatten, wurden schließlich am Abend die Maschinen angeschmissen. Wir brauchten noch bis in die frühen Morgenstunden, bis wir den Hafen von Visby erreichten. Die Schiffsbesatzungen mussten erstmal richtig ausschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück sich und die Schiffe wieder sortieren, bevor die Stadt erkundet werden konnte.

Wetter: seit dem Nordostwind wieder sehr kalt (11°C - 14°C), aber sonnig.
Stimmung: Die Fahrt nach Visby war sehr anstrengend und forderte auch einige Seekranke... deshalb waren viele etwas mit den Nerven am Ende. Nach dem Ausschlafen in Visby ging die Stimmung aber wieder steil bergauf!Visby (Gotland)
Positionen:
02.-03.06.03 Hafentage Visby

Was passiert ist:

Am Montag, dem 02.06. hatte Hilmar, der Kapitän der Nobile, Geburtstag. Er bekam einen Kuchen mit Kerzen und Burkhard hat Nachts versucht, ihm eine Ratte zu fangen...
Morgens nach dem Frühstück hat die Expertengruppe Visby eine Stadtführung organisiert, uns die historische Altstadt gezeigt und die bewegte Vergangenheit der Insel Gotland erklärt. Anschließend haben einige Schüler noch eine Fahrradtour ins Umland gemacht.

Am 03.06. wurde mal wieder viel Strandgut gesammelt und weitere Ideen für die Präsentation verfolgt, die an dieser Stelle noch nicht verraten werden sollen.

Wetter: Immer noch sommerlich und nicht mehr so kühl!
Stimmung: Visby ist ein Traum! Wir genießen die Tage an Land, erholen uns von den Anstrengungen der letzten Tage und schöpfen neue Kraft für die weiteren Ereignisse.Visby (Gotland) - Kalmar
Positionen:
04.06.03 morgens früh: auslaufen in Visby
mittags: 57°32,5'N, 017°41,8'E
abends: Ankern im Schärengarten der schwedischen Ostküste vor Fagelö
05.06.03 mittags: Verholen in den Hafen Figeholm
06.06.03 morgens: Ablegen in Figeholm
nachmittags: 56°51,4'N, 16°32,4'E
abends: Anlegen in Kalmar (here we are again!)

Was passiert ist:

Am 04.06. mussten wir morgens in aller Frühe unseren Liegeplatz für ein dänisches Schiff frei machen. Das hieß: früh aus den Federn und ohne Frühstück das Ablegemanöver... Nach dem Frühstück ging das Segelsetzen dann aber schon viel besser.

Bei viel Wind und Welle konnten wir mit den südlichen Winden lediglich die Nordspitze Ölands anliegen. Es wurde ein toller Segeltag mit schnellem Segeln. Leider gab es heute auch einige Opfer der gemeinen Seekrankheit, die sich aber hinter der Landabdeckung von Öland schon wieder fröhlich an Deck tummelten...

Schließlich sind wir an der schwedischen Westküste in den Schärengarten gefahren und haben vor der Insel/Schäre Fagelö geankert.

Am nächsten Morgen sind ein Großteil der Schüler und der Lehrer mit dem Beiboot auf die Schäre übergesetzt und wollten einen Grillplatz und eine Badestelle suchen. Leider drehte der Wind genau in diesem Moment und die Nobile und die Victor Jara mussten in den nahen Hafen Figeholm fahren. Die Ausgesetzten auf der Schäre haben sich ganz schön gewundert... Später wurden alle mit der Victor Jara und dem Beiboot wieder eingesammelt und das Grillen in den Hafen verlegt. Es wurde ein besonders leckeres Essen nach einem aufregenden Tag!

Wetter: Sonne und, nachdem der Wind gedreht hatte, das erste Mal so richtig warm!
In der Nacht zeigte sich dann auch gleich der Nachteil der Wärme: Die Mücken sind über uns hergefallen - am nächsten Morgen wurden die Mückenstiche gezählt...

Zum Glück blieb der Wind auf West (mal wieder entgegen der Vorhersagen) und wir konnten am Freitag, dem 06.06., durch den Kalmarsund in südliche Richtung segeln. Nachmittags gabs den am Vortag mit viel Muße von Schülern gebackenen Schokoladenkuchen. Abends legten die Schiffe zur Freude der Schüler im uns schon gut bekannten Hafen von Kalmar (Shoppingcenter, McDonald's, kostenlose Luxusduschen) an.Kalmar - Svaneke (Bornholm)
Positionen:
07.06.03 morgens: Auslaufen in Kalmar
mittags: 56°32,3'N, 016°19,4'E
abends: Anlegen in Grönhögen (Öland)
08.06.03 mittags: Auslaufen Grönhögen
abends: 55°30,5'N, 015°32,8'E
09.06.03 morgens: Anlegen Svaneke (Bornholm)

Was passiert ist:

Langsam wird es Zeit! Da wir doch versuchen wollten, nach Polen zu segeln, musste es langsam südwärts gehen... Also ab nach Bornholm. Alle waren auf einen erneuten langen Schlag vorbereitet, der Wind wehte günstig aus westlichen Richtungen...

Mittags bereiteten sich die Schiffe auf eine weitere Wasserschlacht vor, die diesmal nach dem von den Schülern ausgearbeiteten und von allen Beteiligten unterschriebenen Vertrag für solche Vorkommen ablaufen sollte (Keine Lebensmittel als Wurfgeschosse u.ä.). Doch kurz bevor die Nobile die Victor Jara in günstiger Luvposition eingeholt hatte, drehte der Wind auf Süd. So erreichte die Nobile die Victor Jara nicht und außerdem konnten wir nach Süden nicht weitersegeln. Also entschieden wir uns, nach Grönhögen auf Öland zu fahren und die nächste Windänderung abzuwarten.

Die kam am nächsten Mittag, und wir liefen sofort aus. Nach Bornholm konnte der Wind uns bringen, doch leider gab es auch Starkwindwarnungen und die Vorhersagen einer Windrehung auf West im Laufe der Nacht. Also versuchten wir alles, möglichst schnell (vor der Winddrehung auf West) nach Bornholm zu gelangen. Die Schiffsbesatzungen kämpften hart die ganze Nacht hindurch, doch kurz vor Bornholm erwischte uns der zunehmende Westwind doch noch. In letzter Sekunde erreichten die Schiffe den Bornholmer Hafen Svaneke, bevor die Sturmböen über die Insel hinwegfegten... Eine aufregende Nacht, wie in unzähligen Tagebüchern nachzulesen sein wird.

Wetter: Erst Sonne, nach der Winddrehung vor Bornholm dann Wind, Wolken und einzelne Tropfen
Stimmung: Alle wollen Bornholm erreichen und sind inzwischen auch richtige Nachtsegler geworden. Trotzdem ist es eine aufregende Überfahrt, von der sich in Svaneke alle erstmal wieder erholen müssen.Svaneke (Bornholm) - Swinoujscie (Polen)
Positionen:
09.06.03 Hafentag in Svaneke
abends: Ablegen in Svaneke
10.06.03 03:00h: 54°56,8'N, 015°04,2'E
12:00h: 54°26,1'N, 014°15,3'E
abends: Anlegen in Swinoujscie (Polen)

Was passiert ist:

Der Westwind fegte über uns hinweg und alle waren froh, im Hafen bleiben zu können... Also warteten wir darauf, dass der Wind nachließ und auf SE drehen würde.

Die Schüler nutzten die Zeit und die tollen Räumlichkeiten des Seglervereins von Svaneke, um an der Präsentation des Projekts weiterarbeiten zu können.

Am Abend entschieden sich die Schüler bei der unklaren Wetterlage schließlich, noch in der Nacht loszufahren, um Polen doch noch erreichen zu können. Also legten die Schiffe um 00.15h in Svaneke ab und fuhren bei Flaute unter Maschine südlich um Bornholm herum. Wie gehofft, setzte am frühen Morgen der Westwind ein und wir konnten einen tollen Schlag bis vor die Hafeneinfahrt von Swinoujscie segeln, wo wir gegen 18.00h ankamen. Wir hatten Polen erreicht! Jetzt mussten wir nur noch durch die Zollkontrolle und schließlich ab in den Stadthafen. Ein langer Tag ging zuende...

Wetter: Erst Mond dann Sonne, erst kein und später 5-6 bft Wind aus West. Genau wie man es sich wünscht!
Stimmung: Eine Mannschaft, die inzwischen viel gelernt hat, segelte sehr konzentriert und engagiert in unserer Wachroutine und zeigte, was sie kann. Eine tolle Leistung!Swinoujscie (Polen) - Insel Ruden
Positionen:
12.06.03 mittags: Ablegen in Swinoujscie
abends: Anlegen auf dem Ruden

Was passiert ist:

Am Morgen konnte eine ausgeschlafene Mannschaft nach dem späten Frühstück sich die Stadt ansehen und feststellen, dass Polen ganz anders aussieht als die skandinavischen Orte, die wir bisher besucht hatten. Der Unterschied hat alle beeindruckt. Die Preise für Lebensmittel unterschieden sich ebenfalls erheblich von den skandinavischen (deutlich günstiger), so dass wir beim örtlichen Supermarkt so richtig zuschlagen konnten!

Nach dem Einkauf machten sich die Schiffe wieder auf den Weg gen Westen. Das Tagesziel war die Insel Ruden im Greifswalder Bodden, ein Naturschutzgebiet mit kleinem Hafen, in das die Nobile und die Victor Jara gerade hineinpassen... Ein schöner, ruhiger Segeltag mit Badespaß endete erst spät am Abend...

Wetter: Sonne und wenig Wind
Stimmung: Allen steckt die Nachtfahrt nach Polen noch ein wenig in den Knochen, aber das schöne Segeln heute hat die Nerven wieder beruhigt. Highlight auf der Nobile: Klettern auf der Großschot und Badespaß!Ruden - Stralsund
Positionen:
13.06.03 Hafentag auf dem Ruden
14.06.03 morgens: Ablegen auf dem Ruden
abends: Anlegen in Stralsund

Was passiert ist:

Der starke Westwind zwang uns erneut, einen Tag an Land zu verbringen. In diesem Fall ganz zu unserer Freude, denn die ehemalige Lotseninsel Ruden ist wirklich ein Traum. Das Naturschutzgebiet im Nordteil durften die Schüler mit Sondererlaubnis erkunden (inklusive Indselumrundung auf dem Steinwall) und das Museum im Turm gab interessante Einblicke in die bewegte Vergangenheit der Insel. Nicht zuletzt überzeugten -na klar- das sonnige Sommerwetter, die Badebucht und die Grillstelle hinter dem Steinwall...

Nachmittags wurde an den Projektpräsentationen gearbeitet und es gab Waffeln aus der Nobile-Bordbäckerei.

Am Samstagmorgen gings dann weiter. Das Tagesziel war Stralsund. Leider kam der Wind immer noch aus Westen, so dass die Schiffe die Strecke nur mit Maschine fahren konnten. Die Freiwachen hatten so Zeit, an ihren Projekten weiter zu arbeiten, Texte zu schreiben und ihre Aufgaben aus der berüchtigten Nobile-Bordversteigerung (* siehe Anhang) zu erledigen.

Wetter: Sonne und viel Wind
Stimmung: Ein wenig Ruhe kehrt ein. Alle haben Zeit, mal auszuschlafen und die vielen Eindrücke der letzten Woche zu verarbeiten... Wir lassen es uns mal richtig gutgehen. Die Stimmung ist dementsprechend gut. Erste Gedanken werden an das Törnende verschwendet: Im Moment möchten die meisten der Schüler am liebsten weiterfahren!

* Anhang
Aus dem nautischen Wörterbuch
Nobile-Bordversteigerung, die berüchtigte:

Aus unerklärlichen Gründen kommt es auf traditionellen Segelschiffen zu einem einmaligen Phänomen. In regelmäßigen Abständen tauchen an den unmöglichsten Stellen (vornehmlich Kleidungs-)stücke auf, die KEINEN Besitzer haben. Erst lange, lange Zeit später kommt es zu dem ebenso unerklärlichen Phänomen, dass eine ähnlich große Menge an Kleidung von verschiedenen Personen vermisst wird.

Lediglich durch aufwändige Forschungsarbeit der Nobile-Stammcrew konnten bestimmte Zusammenhänge zwischen gefundenen Gegenständen und suchenden Personen nachgewiesen werden. Dieser erhöhte Arbeitsaufwand für die Stammcrew und das durch das erstgenannte Phänomen entstehende Chaos an Bord konnten nicht hingenommen werden.

Nach mehrfacher Aufforderung werden also herrenlos herumliegede Gegenstände eingesammelt, zentral gelagert und in regelmäßigen Versteigerungen feilgeboten. Bei diesen beliebten Veranstaltungen kommt es dann immer wieder zu überraschenden Momenten des Wiedererkennens, und den erstaunten Besitzern der Gegenstände bietet sich die einmalige Gelegenheit, durch gemeinnützige Aufgaben (sehr beliebt: in den hinteren Ecken aufräumen, putzen, Kuchen-, Waffelbacken u.ä.) ihr Eigentum zurück zu ersteigern.

Seit Einführung dieser Maßnahme nahm das allgemeine Chaos an Bord ein wenig ab, die Schiffssauberkeit und das Kuchenvorkommen erheblich zu!Stralsund - Barhöft - Darßer Ort
Positionen:
15.06.03 mittags: Ablegen in Stralsund
abends: Anlegen in Barhöft
16.06.03 nachmittags: Ablegen in Barhöft
abends: Ankern vor Darßer Ort

Was passiert ist:

Langsam wirds eng. Wir müssen zurück nach Kiel und der Wind kommt nach wie vor aus West. Also heute wieder kein Segeln, sondern mit Maschine in geschützen Gewässern zwischen Rügen und Bodden versuchen, uns ein Stück voranzuarbeiten, bis der Wind dreht.

Tatsächlich haben wir es nur bis Barhöft, südlich der Insel Hiddensee geschafft. Aber zu unserem Glück zeigte sich, nachdem auch die Nobile mit ihren 3,25m Tiefgang durch das wirklich flache Fahrwasser gekommen war, dass es sich um einen wunderschönen Hafen mitten im Wald und mit eigenem Strand handelte. Welch Wohltat für unsere gespannten Nerven nach der letzten Nacht in Stralsund neben der Disco...

Nach einer ruhigen Nacht hatten die Schüler einen tollen Strandtag, bis wir nachmittags erneut, dem Wind entgegen, ein Stück weiter nach Westen fuhren. Das Ziel war, bei schwächer werdendem Wind (natürlich immer noch aus West), bis Darßer Ort zu kommen. Auf dem Weg dorthin waren die Highlights der zweiten Tageshälfte eine Wasserschlacht an Deck und ein dramatischer Sonnenuntergang. Erst in der Nacht konnten wir vor Darßer Ort vor Anker gehen, um weiter auf "unseren" Ostwind zu warten...

Wetter: Sommer, in Barhöft war so gute Landabdeckung, dass man den Wind kaum merkte: Badewetter also!
Stimmung: Das ständige Fahren unter Maschine nervt. Das ist nicht das, wofür wir so lange gelernt haben! Dementsprechend unmotiviert sind alle, die täglich anstehenden Routineaufgaben (Backschaft, Reinschiff, Projektaufgaben) trotzdem zu erledigen...

Masterfrage: Wo bleibt der Ostwind? Die Auflösung folgt demnächst...Darßer Ort - Kiel
Positionen:
17.06.03 morgens: Anker auf vor Darßer Ort
abends: Nobile: Ankern in der Kieler Förde, Victor Jara: Anlegen in Orth auf Fehmarn
18.06.03 17:00h: Einlaufen im Kieler Stadthafen

Was passiert ist:

Als am Dienstagmorgen die Sonne aufging war es klar: Der herbeigesehnte Ostwind war da und würde uns nach Kiel bringen! Die Freude war dementsprechend groß.

Gesagt getan ging's auch schon los. Die Nobile durch den Fehmarnbelt und die Victor Jara durch den Fehmarnsund - da ist die Brücke unter der die Nobile nicht durchpasst... Der Wind nahm beständig zu und wir sind dahingeflogen!

Alle waren jetzt voll auf Rückkehr eingestellt. Auf der Nobile wurde die Ankunftszeit immer weiter vorgelegt, weil es so unglaublich schnell ging (zeitweilig wieder 9,5 Knoten). Schon um 02:00 Uhr nachts fiel der Anker in der Kieler Förde und alle konnten bis morgens schlafen. Die Mannschaft der Victor Jara hatte mehr mit den Wellen zu kämpfen und blieb über Nacht in Orth auf Fehmarn.

Am nächsten Mittag lagen die Schiffe im Päckchen vor Anker und die gefürchtete allerletzte Reinschiffaktion wurde durchgeführt. Die Schüler haben geputzt wie die Teufel!

Nachmittags gab's zum Abschluss Vanilleeis mit Roter Grütze in der Nobile-Bordeisdiele, dann kam der große Augenblick: Die Schiffe lichteten den Anker und fuhren (fast pünklich) durch die Brücke im Kieler Hafen, wo die Schüler und Crews schon ungeduldig von Eltern und Freunden erwartet wurden. Es war ein schöner Empfang und Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz gingen ineinander über.

Wir haben es geschafft! Schön, dass wir wieder da sind.
Törnberichte: Daniel Herrmann von Bord der "Nobile"

Schottland Irland 2001

Gotland
2003

STI Race 2005
Brest /Dournenez 2008